Haltung bitte! – Der Balance-Stuhl fürs Büro
Ein Balance-Stuhl fällt innerhalb der Bürolandschaft auf. Er widerspricht dem Hang vieler Schreibtischarbeiter zum bequemen Chefsessel. Zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung ist er eher die Folge daraus. Der Balance Stuhl setzt genau dort an, wo „bequem“ zu lange Priorität hatte. Er soll Schäden entgegenwirken, die durch unangepasstes Sitzen entstanden sind und dem Anwender helfen, sich optimal auszubalancieren. Balance-Stuhl ist dabei nicht gleich Balance-Stuhl, weshalb wir eine kleine Übersicht zu diesem Thema zusammengestellt haben.
Wie dürfen Sie sich einen Balance-Stuhl vorstellen?
Inhaltsverzeichnis
Ein Balance-Stuhl soll den Nutzer aus starren Sitzhaltungen herausführen. Meist handelt es sich um einen Hocker, ohne Lehne. Beweglich ist entweder die Sitzfläche selbst oder die Basis. Wer auf dem Stuhl sitzt, ist permanent aufgefordert, das Gleichgewicht zu halten. An dieser Übung sind zahlreiche Muskelgruppen des Rumpfes und auch der unteren Extremitäten beteiligt, weshalb vom aktiven Sitzen gesprochen wird.
Gibt es unterschiedliche Balance-Stühle?
„Balance-Stuhl“ ist ein Überbegriff für verschiedene ergonomisch geformte Sitzgelegenheiten. Meist handelt es sich um Hocker, mit unterschiedlich realisierten Kipp- und/oder Drehfunktionen. Das Grundprinzip ist immer das gleich: Die Stabilität soll nicht aus dem Stuhl herauskommen, sondern entsteht erst im Kontext der eigenen Körperhaltung. So soll eben diese und zugleich auch noch die Muskelfunktion verbessert werden.
- Kippstühle. Kippstühle können im Entferntesten bereits Bürostühle mit sich neigenden Sitzflächen sein. Auch hier werden Sitzfläche und Körperhaltung bei jeder Bewegung aufeinander abgestimmt. Grundlegend ist aber noch ein eher statisches Sitzen gegeben, weil sich die Bewegung auf nur einer oder maximal zwei Achsen abspielt.
- Ballstuhl. Auch ein Ballstuhl ist ein Balance-Stuhl. Hier wird ein Sitzball von einem Aufsatz oder Rahmen gehalten, sodass er nicht frei rollt, sondern zumindest an einem Punkt fixiert werden kann.
- Wackel-Stuhl. Der Wackel-Stuhl ist die Grundform des Balance-Stuhls. Der Stuhl hat keine gerade Basis. Wird er nicht benutzt, steht er also auch nicht aufrecht. Seine Unterseite ist konvex zum Boden hin ausgestülpt – wie ein aufgeschnittener Ball, den Sie dann im Sitzen versuchen, gerade auszurichten, indem Sie die Position durch die Stellung Ihrer Beine und Ihre Körperhaltung ausgleichen. Inzwischen werden mehrheitlich stabilisierte Wackel-Stühle genutzt. Deren Grundfläche ist standfest ausgeglichen.
- Schaukel- oder Schwinghocker. Andere Stühle arbeiten mit gelenkigen Verbindungen zwischen Fuß und Standbein. Der Fuß ist dann schwer und stabil, das Gelenk sorgt dafür, dass der Stuhl jeder deiner Bewegungen folgt. Andere Hocker sind einem Kippbrett aufgesetzt.
- Sattelstuhl. Sattelstühle sind Hocker, deren Sitzfläche ähnlich einem Sattel geformt ist. Die Kippbewegung kann auf Sitzfläche oder Fuß verlagert sein. Man verspricht sich von dieser Ausformung eine besonders effiziente Ergonomie.
Wo kommen Balance Stühle zum Einsatz?
Balance Stühle werden überall dort verwendet, wo Menschen gezwungenermaßen viel sitzen, vornehmlich in Büroräumen und privaten Arbeitszimmern. In Schulen oder ähnlichen öffentlichen Einrichtungen haben sie sich bislang nicht oder nur vereinzelt durchgesetzt. Ihre Nutzung verlangt mitunter etwas Übung.
Wer profitiert von einem Balance-Stuhl?
Balance-Stühle sprechen vorrangig Menschen mit Rückenproblemen an. Wer in starren Haltungen starke Schmerzen verspürt, quält sich auf einem handelsüblichen Bürostuhl sehr, wird aber auch nicht seinen kompletten Arbeitsalltag am Stehpult bewältigen wollen. Auch Menschen, die von Natur aus nicht die Ruhe mitbringen, lange an einem Ort zu verharren, können ihren Bewegungsdrang mithilfe eines Balance-Stuhl ein wenig unterdrücken.
In beiden Fällen wird es sich primär um Büroangestellte handeln. In diesem Bereich können Balance Stühle immer ansprechend sein, da sie die Körperhaltung insgesamt positiv unterstützen und ausgleichend wirken.
Auch wer sich damit beschäftigt, seine Rückenmuskulatur zu stärken, profitiert von einem Balance-Stuhl.
Welche Anforderungen können Sie an einen Balance-Stuhl stellen?
Ergonomie. Balance-Stühle verfügen oft über schmale Sitzflächen, die sich fließend der eigenen Körperhaltung anpassen sollten. Eine ergonomische Ausführung erleichtert den Gebrauch. Dazu gehört auch die Einstellbarkeit der Sitzhöhe. Sie sollte sich auf Körpergröße und Arbeitstischhöhe ausrichten lassen. Wird die Dynamik aus dem Fuß gewonnen, sollte sich die Sitzfläche zumindest anwinkeln lassen.
Stabilität. Die Idee eines beweglichen Stuhles wird unterschiedlich umgesetzt. Balance Stühle kippen bereits aus der Grundidee heraus. Kommt die Kippbewegung aus der Sitzfläche, wird diese in der Regel durch einen schweren, stabilen Fuß ausgeglichen. Umgekehrt finden Sie durch die Ausformung und den Einstellwinkel der Sitzfläche Halt, wenn der Fuß selbst abgerundet oder mit einem Gelenk versehen ist.
Bequemlichkeit. Die Kippfunktion sollte sich übergangslos Ihren Bewegungsabläufen angleichen. Es ist gewollt, dass Stabilität erst durch den eigenen Körper gewährleistet wird. Dazu muss es allerdings möglich sein, einen stabilen Ruhepunkt zu finden. Das bedeutet, wenn Sie aufrecht, mit um 90 Grad angewinkelten Knien sitzen (Fußsohlen auf dem Boden aufgestellt), kann sich Ihr Körperschwerpunkt auf die Mitte des Stuhles verlagern, ohne dass Sie den Halt verlieren. Dies wird entweder durch einen stabilen Sockel oder die Form vom Fuß- im Verhältnis zum Sitzbereich erreicht.
Material. Balance-Stühle sind nicht unbedingt günstig. Entsprechend sollten sie eine lange Lebensdauer aufweisen. Materialien, die starkem Verschleiß unterworfen sind, werden dem täglichen Gebrauch nicht gerecht. Der Bezug des Stuhles darf aus festen Stoffen und abriebfestem Leder bestehen. Er sollte abwaschbar und kratzfest sein. Achten Sie auf sauber verarbeitete Nähte. Für den Rahmen bzw. Sitzfläche und Fuß empfehlen sich Hartplastik und/oder Holz. Das Standbein sollte aus festen Materialien, idealerweise Metallen bestehen. Das größte Augenmerk liegt auf den gelenkigen Verbindungen. Sie sollten stabil ineinandergreifen und nicht durch Rost oder der gleichen angreifbar sein.
Kraftübertragung. Um hohe Gewichte flexibel bewältigen zu können, muss die Kraftübertragung auf die Verbindungsstücke einzelner Komponenten des Balance-Stuhls bewusst steuerbar sein. Fragen Sie hier womöglich nach und lassen Sie sich das Konzept erklären. Vor allem für übergewichtige Menschen kommt es darauf an, diese Sicherheitsbedingungen vor dem Gebrauch abzuklären.
Hygiene. Des Öfteren werden die Sitzflächen von Balance-Stühlen sattelähnlich ausgestaltet. Ein derart enger Körperkontakt erfordert eine regelmäßige Reinigung. Achten Sie beim Kauf auf die Möglichkeit hygienischer Pflege. Praktisch sind abnehmbare Bezüge, die in der Waschmaschine gewaschen werden können.
Optik. Es existiert eine große Auswahl an Balance-Stühlen. Neben der sicheren Funktion können optische Vorlieben berücksichtigt werden. Wählen Sie ein Design, das Sie anspricht und sich gut in Ihr Büro integrieren lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Eingewöhnungsphase durchhalten und Ihren Balance-Stuhl wirklich regelmäßig nutzen, steigt, wenn Sie das Möbelstück gern mögen.
Worauf Sie bei einem Balance-Stuhl achten können
Ein Balance-Stuhl ist nicht jedermanns Sache. Man muss sich aktiv auf das veränderte Sitzgefühl einlassen können (und wollen). Dazu bedarf es neben der befürwortenden Einstellung einiger körperlicher Voraussetzungen:
- gutes Gleichgewichtsgefühl
- die Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken
- die Fähigkeit sich im Falle eines Sturzes abzufangen, zu schützen und wieder selbst aufzusetzen
- ein Mindestmaß an Kraft in den Beinen
- die Fähigkeit zur konsequenten Rumpfkontrolle
Der Stuhl selbst sollte bewusst ausgesucht werden. Es kommt darauf an, dass das Sitzmöbel die natürliche Körperhaltung unterstützt. Es sollte Ihre Bewegung weder einschränken noch behindern.
Dazu achten Sie auf:
- Die Passform – der Stuhl sollte sich Ihrer Körpergröße und dem gewünschten Bewegungsradius anpassen lassen.
- Stabilität – prüfen Sie, ob Sie mit dem Stuhl eine stabile Sitzposition finden.
Unsere Produktempfehlungen
Regenbogenoptik für Balance Stühle
Die farbenfrohen Interstuhl Balance-Hocker verbinden Design mit Ergonomie. Die kleinen Hocker sind derart im Standbereich abgerundet, dass sie dennoch freistehen und sich so optimal ins Raumambiente einfügen. 6 Farben erlauben die Anpassung an jedes Wohnkonzept. Der Hocker lässt sich auf bis zu 66 cm an die persönliche Sitzhöhe anpassen. Die Kunststoffbauweise ist leicht und praktisch gehalten, eine Trageschlaufe erleichtert spontane Umbauprozesse. Der Balance-Stuhl folgt den Neigebewegungen seines Nutzers und sticht durch ein gutes Verhältnis von Bequemlichkeit und Ergonomie hervor.
Stabil im Sattel
Der sattelähnlich geformte Sitz dieses Sitz-/Stehhockers nimmt den Druck von den unteren Extremitäten. Das Becken wird entlastet und die Wirbelsäule kann sich entspannt ausrichten. Sitzen wird wesentlich angenehmer. Der abgerundete Fuß ermöglicht ein Kippen und Neigen in alle Richtungen. Der Stehhocker von IWMH ist mit 9 kg nicht unbedingt leicht, lässt sich aber dafür auf eine Höhe von knapp 83 cm ausfahren. Die Höhenverstellung wird über eine Gasfeder gewährleistet. Die Basis ist mit Nylon-Weichgummi-Pellets gefüllt, wodurch sie eine gleichmäßige Bewegung ermöglicht. Das Überzugsmaterial ist rutschfest. Es sind Neigungen bis zu 60° denkbar.
Flexible Sitzfeder
Dieser Hocker von aeris wirkt gleichermaßen robust und flexibel. Von einem stabilen Standfuß führt eine flexible Feder zu einem runden Sitzkissen hinauf. Beweglich ist hier das Verbindungsstück an sich. Es lässt den Anwender frei mit dem kompletten Standfuß in alle Richtungen kippen, ermöglicht aber zugleich eine stabile Sitzfläche. Die Verankerung durch den groben Standfuß ist unumgänglich, lässt den Hocker aber ein wenig klobig wirken. Die Sitzhöhe ist zwischen 49 und 54 cm frei wählbar. Der Balance-Stuhl besteht aus Aluminium und Kunststoff.
Das Schaukelpferd unter den Balance-Stühlen
Bei diesen locker designten Stehhockern wird die Bewegung über eine konvexe Standplatte realisiert. Ähnlich einem Schaukelpferd schwingt diese zu zwei Seiten. Ob vor und zurück oder von rechts nach links ist dank des gleichmäßig geformten Sitzpolsters Ihnen überlassen. Die Sitzhöhe lässt sich stufenlos zwischen Steh- und Sitzhöhe verstellen. Der Balance Stuhl ist robust und mit 6 kg noch relativ leicht. Noppen unter dem Kippfuß verhindern ein Verrutschen auf dem Fußboden. Das Bezugsmaterial wird als äußerst langlebig beschrieben.
Ballhocker für Balancetraining und Wirbelsäulenausgleich
Der Ballhocker von Topstar bietet ein ähnliches Sitzgefühl wie ein Sitzball. Allerdings ist hier nur die Sitzfläche ähnlich einem angeschnittenen Ball mit Luft gefüllt. Der Stuhl selbst ist stabil. Die Grundfläche steht auf Rollen, was die Beweglichkeit im Raum erhöht. Der Stuhl ermöglicht ein aktives Sitzen, wobei eine permanente Haltungskorrektur gefordert ist. Dadurch wird eine maximale Sitzdauer von 4 Stunden empfohlen. Der Sitzhocker ist damit eher als Ergänzung zum gewohnten Bürostuhl zu betrachten. Er trägt dazu bei, den Arbeitsalltag abwechslungsreich und dynamisch zu gestalten.
Balance-Stühle als Stehhilfe optimal
Balance-Stühle werden mehrheitlich ohne Lehnen angeboten. So sind sie hauptsächlich für ein kurzzeitiges Sitzen oder das unterstützte Stehen beliebt. Ihr Einsatz für Besprechungen oder sonstige Gruppensituation bietet sich auch wegen ihrer Flexibilität an. Für Stehpulte sind sie die optimale Unterstützung.